Offizielle Webseite & Blog von Schriftstellerin Kathrin Reitz

Autor: Kathrin Reitz Seite 1 von 5

Ich bin Kathrin Reitz, fast 58 Jahre alt, Dipl.-Psychologin und nebenberuflich leidenschaftliche Pilates-Trainerin, Autorin und Leserin. Mein derzeitiges Lieblingsmotto: „Lesen, ein Weg ins Leben!" von Manfred Hinrich

Die letzte Hexe vom Mont-Saint-Michel – Der Kampf mit den dunklen Mächten

Die letzte Hexe vom Mont-Saint-Michel - Der Kampf mit den dunklen Mächten
Der Kampf mit den dunklen Mächten

Die letzte Hexe vom Mont-Saint-Michel
Band III: Der Kampf mit den dunklen Mächten

ISBN 978-3- 9819176-4-2

19,80 Euro

Die letzte Hexe vom Mont-Saint-Michel – Und immer, immer, immer gibt es ein Wiedersehen

Die letzte Hexe vom Mont-Saint-Michel - Und immer, immer, immer gibt es ein Wiedersehen
Und immer, immer, immer gibt es ein Wiedersehen

Die letzte Hexe vom Mont-Saint-Michel
Band II: Und immer, immer, immer gibt es ein Wiedersehen

ISBN 978-3-9819176-3-5

19,80 Euro

Die letzte Hexe vom Mont-Saint-Michel – Der Schatten der Ahnin

Die letzte Hexe von Mont-Saint-Michel - Der Schatten der Ahnin
Der Schatten der Ahnin

Die letzte Hexe von Mont-Saint-Michel
Band I: Der Schatten der Ahnin

ISBN 978-3-9819176-2-8

19,80 Euro

Best-Ager-Pilates

Noch genau 14 Tage – dann ist es soweit: Dienstag 25. August 2020

Es gibt was Neues in der meinpilates-Kursfamilie (www.meinpilates-aachen.de/):

„Pilates für Best-Ager“

(Immer Dienstags von 10-11.00 Uhr im Forsthaus)

Endlich! Nach mehr als einer gefühlten Ewigkeit geht es Ende August 2020 wieder ins wunderschöne Forsthaus in Aachen. Ich darf wieder Pilatesunterricht  im „meinpilates“ Studio von Carolin Meisel geben. Hach, was habe ich das vermisst! Ich freue mich auf die netten Leute, das schöne Studio und das gemeinsame Turnen in einer Gruppe.

Surreale Zeiten der sogenannten ersten „Corona-Welle“ liegen hinter uns, erledigt ist das Thema aber natürlich noch nicht, wir müssen alle achtsam bleiben. Trotzdem stelle ich beeindruckt fest, dass dieses Virus zu deutlich wahrnehmbaren Veränderungen geführt hat. Damit meine ich nicht jene unerträgliche Spur von Leid, die es wie eine Schneise überall dort hinterlässt, wo man es leugnet, nicht wahrhaben will oder nicht angemessen vorsichtig darauf reagiert hat. Nein, ich meine die positiven Dinge, die es auch bewirkt hat.

Was genau ich damit meine? Zum Beispiel Caros großartige Idee, einen Pilates-Livestream anzubieten, damit wir nicht alle vollkommen die Form verlieren und die Studios weiter laufen können. Pilates als Wohlfühlpause im Covid 19-Alltag zwischen Home-office, Home-schooling und Social-distancing. Wunderbar! Gemeinsam turnen, wenn auch jeder für sich vor dem eigenen Bildschirm schwitzt. Es war -und ist- ein schönes Gefühl, wenn mindestens hundert andere Menschen auch aktiv sind und „pilatieren“. (www.wohnzimmerpilates.de).  

Mal ehrlich, wäre das so vor dieser Krise denkbar gewesen? Ich glaube nicht …

Anfangs hatte ich noch genug Zeit, um selber regelmäßig „live“ mitzumachen, bis meine Arbeit wieder ordentlich zugelegt hat. Es wollten ja schließlich auch noch all diese tiefen psychischen Prozesse in die Heilung gebracht werden, die durch die „Lockdown-bedingte Ruhe“ fast zwangsläufig angestoßen worden sind. Eine sehr, sehr aufregende Zeit  – und ich konnte ja auch später den Pilates-Livestream „nachturnen“. Rundherum prima!

Natürlich habe ich den Livestream auch ständig weiter empfohlen. Sehr bald kamen genau die Rückmeldungen, die ich auch erwartet hatte: „Diese beiden hübschen jungen Frauen! Toll, wie die das machen. Also, Jeannine besteht ja nur aus Muskeln und turnt so geschmeidig, sieht dabei so hübsch aus und lächelt immer – alle Achtung. Was hat Caro für eine tolle Stimme, die entspannt ja schon beim Zuhören. Genial, dass die beiden das anbieten, es macht richtig, richtig Spaß und es ist so abwechslungsreich. Wie schön, da hilft ja auch die Schwester hinter der Kamera mit der Technik. …“ usw., usw.

Jedes Mal habe ich mich wie Bolle gefreut und mein Pilates-Team-Herzchen ist gehüpft – natürlich immer schön im Atemrhythmus, ist ja klar.

Nach einer Weile kamen dann aber ganz, ganz vorsichtig die anderen, die leisen und ein bisschen enttäuschten Feedbacks aus der Deckung, die ich so nicht erwartet hatte – und zwar vornehmlich von meinen älteren Freundinnen und Bekannten: „Nun ja, die zwei machen das toll. Aber für mich ist das zu viel. Selbst die leichten Übungen kann ich nicht, das ist frustrierend. Sieht ja schön aus, aber so jung und trainiert bin ich nicht, das ist so schade. Ich würde gerne mitmachen, aber meine Schultern / Hüften / Handgelenkte etc. schmerzen danach, vieles brauche ich gar nicht erst zu versuchen. Es ist so schade. Ich würde auch gerne regelmäßig Pilates machen, aber für meine Altersgruppe.“

Auch wenn sie das Livestream-Programm und das Angebot großartig gefunden haben – enttäuscht waren sie doch. Und zwar ausnahmslos ALLE über sich selbst, über die Einschränkungen ihrer Körper, die ja nun schon vielen Jahrzehnten brav aktiv sind, die aber eben längst begonnen haben, ihre kleinen Macken zu entwickeln und die nun das normale Training für jüngere Leutchen nicht mehr schaffen. Das hat mich berührt und sehr nachdenklich gemacht. Nicht jeder hat das große Glück, fit ins Alter zu gehen, auch wenn so mancher Lifestyle-Channel uns das weismachen möchte. Als gesunder und sportlicher (junger) Mensch kann man sich gar nicht vorstellen, dass selbst die einfachste Pilatesvariante zu anstrengend sein könnte.

Aber es ist häufig so, dass der ältere Körper anders trainiert werden möchte, weil manches ein wenig langsamer geht, anderes nicht mehr so geschmeidig „rund läuft“ oder weil wenig Kraft vorhanden ist. Ein bisschen Kondition und körperliche Fitness scheinen eben doch  liegen geblieben zu sein, auf der Lebensstrecke, die bisher zurückgelegt worden ist. Bis hierher, bis zum „besten Alter“.

Aber es gibt eine gute Nachricht: Der Körper ist grundsätzlich in jedem Alter bestens trainierbar – und deswegen habe ich mir gedacht, ich biete einen neuen Kurs an, in dem wir auf genau jene Bedürfnisse dieser „besten Jahre“ Rücksicht nehmen. Im Übrigen habe ich davon schon lange geträumt, genau diesen Kurs zu unterrichten:   

Pilates für Best-Ager.

Mit fast 58 Jahren passe ich außerdem perfekt rein, in die Zielgruppe der Best-Ager. Ich stelle ja auch an mir, an meinem Körper fest, dass sich im Laufe der Zeit so einiges verändert hat. Auch ich habe immer mal wieder die leichte Variante des Livestream-Programms von Caro und Jeannine wählen müssen und gut auf die Möglichkeiten meines Körpers geachtet, Pausen gemacht, wo es sich richtig angefühlt hat. Wenn ich mich heute ordentlich übernehme, bekomme ich spätestens am Tag drauf die Quittung … das ist schon ziemlich frustrierend, aber nicht zu ändern. Wenn ich aber mein Trainingspensum gut an meine Bedürfnisse anpasse, entsprechende Pausen zur Regeneration einbaue und konsequent „auf der Matte bleibe“ passiert etwas Großartiges: Mein in die Jahre gekommener Körper verändert sich, die Muskeln werden kraftvoller, die Beweglichkeit nimmt zu, die Übungen fallen leichter und funktionieren besser. Das ist schon richtig klasse zu spüren, macht Spaß und zudem noch gute Laune. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde man einige dieser körperlichen Fähigkeiten wieder einsammeln, die auf der Lebensstrecke liegen geblieben sind … das ist einfach schön zu spüren und zu erfahren.

Aktiv zu sein, zu werden und zu bleiben ist ohnehin das Beste, was man für Gesundheit und Wohlbefinden tun kann – in jedem Alter. Und ich finde, so eine schöne kleine muckelige „Best-Ager-Sparte“ hat noch gefehlt, in der „meinpilates-Kursfamilie“.

Wer sich also angesprochen fühlt oder jemanden kennt, die oder der auch Lust auf Pilates „im besten Alter“ hat oder einfach nur moderat trainieren möchte, ist herzlich willkommen. Ich freue mich auf euch!

P.s.: Für eine authentischere Wirkung gibt es mich jetzt auch ganz passend mit grauen Haaren! Mein innerer Wandel in der zurückliegenden Zeit war ein ruhiger, tiefer Prozess und ich habe beschlossen, das auch im Außen zu zeigen. Und bekanntlich dokumentieren wir Frauen solche Veränderungen ja nur allzu gerne durch neue Frisuren an. Voila. Hier bin ich (wieder): im besten Alter. „Best-Ager“.

Die Geschichte von Camil und Codin – Teil 2.: Ankunft im „Internat für schwierige Fellchen“

Weiter geht es mit der Geschichte rund um die beiden mittlerweile drei Jahre alten Welpen unserer kleinen rumänischen Hündin Flika aus dem Tierschutz, um Camil und Codin. In der ersten Episode habe ich ja schon geschildert, wie ich überhaupt auf die zwei aufmerksam geworden bin und dass ihre Abholung vom Transport für den 9. November 2019 geplant war.

Im Vorfeld habe ich viel mit Frau Wilhelmine Traut telefoniert, die die Vorsitzende des sehr gut organisierten Vereins „Aktiv-Tierschutz Lichtblicke e.V.“ (www.aktivtierschutzlichtblicke.de) ist, über den die Vermittlung organisiert worden ist. Sie leistet mit ihrem Team in dem noch jungen Verein eine ausgezeichnete Arbeit, hat nicht nur eine Menge Ahnung von dem, was sie tut sondern auch noch ein riesiges Herz für die Tiere. Eine wunderbare und selbstlose Frau, die mir anbot, dass ich eine Transportbox bei ihr leihen könnte, falls ich keine hätte. Hatte ich tatsächlich nicht, denn unsere Hunde haben so etwas bisher noch nie gebraucht.

Während mein Mann zuhause unsere beiden Hunde hütete, habe ich mich also ziemlich aufgeregt früh am Morgen des 9. Novembers auf den Weg gemacht, bin von Aachen aus in die Eifel nach Kall gefahren, um die Box abzuholen. Als stünde die Aktion von vornherein unter einem guten Stern begleitete mich die Morgensonne durch die wunderschöne, spätherbstliche Eifel. In Kall angekommen begrüßten mich Frau Traut, ihr Ehemann und die muntere Hundeschar, das war schon Freude Nummer zwei an diesem Tag.

Sie berichtete mir, dass man im Shelter in Rumänien erstaunt gewesen sei, wie ruhig sich Camil und Codin in den Transportkäfig hätten setzen lassen, die Mitarbeiter dort hatten mit Schwierigkeiten, vielleicht sogar Beißereien gerechnet. Ich wiederum berichtete Frau Traut nun, dass die zwei von mir jeden Tag gute Energien bekommen hätten, eine Art Fern-Reiki, vielleicht hat das ja geholfen, vielleicht bildet man sich aber so etwas auch nur ein, in jedem Fall war es wunderbar zu hören, dass der Stress des Transportes offenbar nicht schon so gewaltig begonnen hat, wie zu befürchten gewesen war.

Nach einem Kaffee ging es weiter Richtung Darmstadt, wo die Übergabe der Fellnasen stattfinden sollte. Auf der Fahrt durch diesen sonnigen Spätherbsttag fiel mir ein, dass ein Datum mit der Zahl „9“ sich irgendwie durch unsere Hundegeschichten zieht, sofort war ich zutiefst gerührt: Diva, meine kleine Seelenhündin, die irgendwie Flika für uns ausgesucht haben muss, hatte am 9. August 2000 ihren Geburtstag, am 9. Juli 2017 ist sie über den Regenbogen gegangen. Am 9. September 2017 kam Flika zu uns und heute, am 9. November 2019 hole ich nun ihre Jungs ab … ein komischer „Zufall“, sicher ein gutes Omen.

Die Übergabe sollte auf einem Autobahn Rastplatz stattfinden, der bei „Weiterstadt West“ lag. Alle diese Routen sind übrigens angemeldet und mit den jeweiligen Veterinärämtern in Rumänien und Deutschland abgestimmt, das habe ich gelernt. Ich war sehr zeitig in Darmstadt, irrtümlicherweise habe ich aber angenommen, es gäbe einen Parkplatz, der so heißt – und bin leicht panisch mehrmals auf der A5 hin und hergefahren, bis ich Frau Traut telefonisch um Hilfe gebeten habe, die mir die Nummer des Fahrers Cornel Adrisan gegeben hat. Er verwies mich auf die Koordinaten, die ich in den gesammelten Infos bekommen habe. Klar, ich war bestens vorbereitet, hatte alles dabei. Ich habe nur noch nie in meinem Navi eine Adresse nach Koordinaten eingegeben und wurde leicht hektisch … nach längerem Rumprobieren habe ich es aber tatsächlich geschafft, puh, das hat mich echt Nerven gekostet. Und kaum waren sie drin, die Koordinaten, stellte ich fest, dass ich genau auf der falschen Seite der Autobahn stand, der Abholparkplatz lag genau gegenüber, aber dank der richtigen Befehle hat das Navi mich ja geführt, was kam es drauf an, einmal mehr oder weniger über die Autobahn hin und her zufahren. Trotz aller Wiedernisse war ich dann doch noch pünktlich und total erleichtert.

Tja, da war ich also und der Transport kam pünktlich. Eine nach der anderen kleinen Fellnase wurde ausgeladen und in liebevolle Arme übergeben, die sich ihnen voller Freude entgegen streckten. Willkommen in eurem neuen Leben, ihr Süßen! Ich hatte schon Tränen in den Augen, bevor „meine beiden“ an der Reihe waren.

Als Angsthunde konnte man sie mir ja nun nicht in die Arme geben, man kann sie nicht einmal anfassen, geschweige denn, ihnen eine Sicherheitsgeschirr anlegen. Sie saßen zusammen in einer Gitterbox, die dem Shelter gehört, mussten nun zunächst in eine kleinere gesetzt werden mussten, die man an mein Auto trug, wo sie in die größere von Frau Traut schlüpfen durften, die bereit stand. Alles hat leise und perfekt geklappt, ich war aber sehr, sehr emotional, konnte es kaum fassen, dass ich die beiden Süßen endlich in meiner Nähe hatte.

Als Cornel Adrisan, Ehemann von Dana Adrisan, die beide gemeinsam das Shelter Asociatia Ador in Botosani führen, Camil und Codin mit Hilfe seines Kollegen in mein Auto gesetzt hatte, leise zu mir gesagt hat „Thank you for giving them a chance“, musste ich mehrfach schwer schlucken, konnte am Ende die Tränen dann doch nicht zurückhalten.

Ich habe die Webseite dieses Tierheims in Rumänien mehrfach gelesen (https://www.asociatia-ador.com), alle dort kümmern sich liebevoll um die Tiere, versuchen so gut es geht, Licht in eine Welt voller Tierleid zu bringen, wie es in Rumänien leider noch immer schreckliche Realität ist. Wenn es den Menschen nicht gut geht, scheint es für viele von ihnen nicht nur an materiellen Dingen zu mangeln sondern auch an Empathie für die Wesen, mit denen sie leben. Und das gilt sowohl für Hunde und Katzen, aber auch für Pferde und andere sogenannte „Nutztiere“. Wie schön, dass es Ausnahmen gibt, wunderbare Seelen, die sich kümmern so wie es Dana und Cornel Adrisan tun.

Mir war natürlich klar, warum Cornel diesen Satz zu mir gesagt hat, unter den Fotos der zwei liebenswerten kleinen Hunde auf der Website des Shelters stand bei jedem der Satz:

„Für Camil und Codin wird es sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich, seine geeignete Familie zu finden. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf.“

Wie sagt man so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Da saßen sie nun in ihrer große Gitterbox in meinem Auto und schauten ein bisschen fassungslos umher. Aber ganz still. Codin, der aussieht wie ein Ebenbild seiner Mutter, guckte immer mal wieder zu mir, Camil, klein und schwarz, in deutlich schlechterer Verfassung, dünn, den Schwanz irgendwie zu kurz hat und die Hinterbeinchen krumm hat, ist ein „Schattenhund“, versteckt sich sofort hinter seinem Bruder als wolle er unsichtbar bleiben.

Bevor es nun auf die letzte Etappe ging, habe ich erst einmal Frau Hüther angerufen, jene Frau, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, den Angsthunden aus dem Tierschutz zu helfen und zu der sie nun erst einmal reisen würden, meine Zwei. Wir kommen! (www.angsthunde.com/facebook: Daniela Hüther HundeschuleWeltweit)

Nachdem ich in Michelstadt ein bisschen rumgesucht hatte, habe ich sie auch gefunden und wir haben die Box mit den beiden gemeinsam in ihr neues Zimmer getragen. Im Haus leben derzeit noch 13 weitere Hunde, es war ein lustiges Gebell aus mehreren Zimmer, als wir ankamen, aber alle haben ihre Geschichte, sind nicht umsonst in diesem liebevollen Haus gelandet.

Angekommen, Zimmer zu, bestens mit durchsichtigen Gittern gesichert und Box auf. Sofort liefen Camil und Codin heraus und erkundeten aufgeregt und ängstlich den neuen Raum. Immer nach Verstecken suchend, vorsichtig, weit weg von uns Menschen.

Frau Hüther hat mich mit ihrer ruhigen und souveränen Art sofort tief beeindruckt. Sie unfassbar viel Ahnung und Erfahrung, weiß genau was sie tut und wann der nächste Schritt möglich ist. Ihr Herz ist gewaltig groß und ihre Geduld wohl noch größer.

Nachdem wir den beiden ihre Ruhe gelassen haben und sie erst einmal in ihrem Zimmer ankommen konnten, ging es ins Wohnzimmer, klären, was noch zu klären war (sie zeigte sich beeindruckt von der perfekten Vorbereitung durch den Verein Aktiv-Tierschutz-Lichtblicke.e.V). Ich bekam eine sehr stürmisch-liebevolle Begrüßung ihres „Rudelchefs“ und des jungen, schon gewaltig großen Leonbergers Manitu, anschließend ist sie noch einmal zurück zu „meinen Jungs“ und hat sofort jenen wunderbaren ungarischen Hund zu Camil und Codin ins Zimmer gelassen, der im Rudel das Sagen hat. Er hat die beiden schwanzwedelnd begrüßt, ich war beeindruckt.

Als auch das erledigt war, konnte ich es beruhigt verlassen, das Internat für schwierige Fellchen in Michelstadt im schönen Odenwald. Was für eine Erleichterung, dass sie nun angekommen sind und ihre Chance haben … Einfach traumhaft. All die Anspannung des Tages fiel nach und nach von mir ab, ich war einfach nur noch glücklich, dass alles geklappt hatte.

Als ich gegen 19.30 Uhr wieder in mein Auto gestiegen bin, um „rüber“ nach Bayern zu fahren, wo ich mir im idyllischen Laudenbach in einem entzückenden Romantikhotel „Zur Krone“ (www.krone-laudenbach.de) ein Zimmer gebucht hatte, war ich fix und fertig, weniger körperlich als emotional. Im Hotel zur Korne begrüßte mich der Inhaber Herr Breitenbach höchst persönlich, bot mir an, noch im Restaurant zu essen  … aber ich war so platt, ich konnte nur noch meinen Mann zuhause anrufen und die Rest meines Proviants vertilgen, ein Abd nehmen und dann ins Bett fallen. Lesen? Fernsehen? Ging alles nicht mehr …

Was für ein Tag!!!!

Über Nacht bekam ich vom Internat noch ein paar Mitteilungen, die ich erst am Morgen gelesen habe – Camil und Codin haben ihre Ruhe erst einmal aufgegeben und die der anderen erst gar nicht zugelassen. Sie gebärden sich gerade wie kleine Monster. Verbellen alles und jeden, wer oder was sich vor ihrem Zimmer bewegt. Verständlich, meint Frau Hüther, sie beschützen erst einmal ihren Schlafplatz. Normal für Angsthunde. Ah ja. Zwei Giftzwerge auf dem Weg in ihr neues Leben ….

Aber heute, fast genau 4 Wochen später, kann ich schon sagen: Das ist nicht lange so geblieben!

Frau Hüther hat immer wieder schöne kleine Nachrichten und Videos geschickt (die man auch auf Youtube sehen kann), auf denen zu sehen ist, wie die zwei sich entwickeln. Erst einmal ankommen, nach ein paar Tagen einige Kollegen ins Zimmer schicken und später mit dem Rudel ins Wohnzimmer.

Ich war platt … und konnte nach wenigen Wochen beobachten, wie sie anfangen, mit dem hünenhaften Manitu zu spielen … sogar Camil, der kleine schwarze Schattenhund, SPIELT!!! Klar, da habe ich mal wieder eine Runde geheult … zu schön um wahr zu sein.

Das ist unfassbar!!!

Das große Hunderudel hilft ihnen schneller als ich gedacht habe, sich erst einmal unter Hunden zu sozialisieren. Sicher wird es viel, viel schwieriger, sie für das Leben mit Menschen zu trainieren, aber das macht nichts. Sie haben ja Zeit. Und sie haben Frau Hüther! Was für ein Geschenk …!!!

Als ich am nächsten Morgen nach dem herrlichsten Frühstück der Welt wieder in mein Auto gestiegen bin, war ich einfach nur glücklich.

Tja und was tat Flika, als ich wieder zuhause war? Sie war total aufgeregt und hat mein Auto in jedem Winkel abgeschnuppert …. Klar, die zwei haben auf dem langen Weg in ihren Käfig gepieselt, ging nicht anders und sicher ging auch ein bisschen was daneben, macht ja nichts … aber sie hatte sichtlich etwas in der Nase. Ob sie die zwei erinnert? Am Geruch erkennt? Keine Ahnung …irgendwann wird sie sie sehen, die zwei Süßen.

Jetzt einmal dürfen sie erst einmal ankommen und sich in ihr neues Zuhause einfügen. Im Internat für schwierige Fellchen ….

Abends habe ich mir noch ein letztes Mal den Teil ihrer rumänischen Geschichte durchgelesen, wie sie auf der Seite des Shelters Asociatia Ador Botosani zu lesen war. Wie herrlich, dass nun ein neues Kapitel geschrieben werden kann und noch schöner, dass unter ihren Fotos mittlerweile „Vermittelt“ steht.  

Asociatie Ador Botosani:

Camil, Codin:

Alter: ca.1 Jahr (geboren ca. August 2016)
Kastriert
: ja
Schulterhöhe
ca. Kniehöhe
Verträglich
mit Rüden und Hündinnen

(2016) In der Nähe des Ador Shelter befindet sich ein ortsansässiger Schäfer mit seinen Tieren. Die Mitarbeiter von Ador füttern jeden Tag, die dort leider an der Kette lebenden Arbeitshunde, da sich der Schäfer nicht besonders viel um seine Hunde schert. Dies lockt auch immer wieder herumirrende Straßenhunde an. So auch Flika mit ihren beiden ca. 10 Wochen alten Welpen. Flika bereitete für ihren Nachwuchs im Außenbereich der Stallungen einen Unterschlupf in einem Heuhaufen vor, damit sie vor der Kälte geschützt sind. Zum Glück für die kleine Familie wurden sie von Adors Mitarbeitern rechtzeitig gesehen und in Sicherheit gebracht, bevor im Januar der starke Schneesturm das ganze Land in tiefe zweistellige Minustemperaturen tauchte.
Camil und Codin waren von Anfang an sehr ängstliche und scheue Welpen. Sie versteckten sich hinter ihrer Mutter oder flüchteten in die hinterste Ecke, sobald sich ein Mensch dem Zwinger näherte. Wohlmöglich haben die Beiden dies in ihren ersten Lebenswochen erfahren müssen, dass es wohl besser ist, dem Menschen auszuweichen. Leider ist es bisher den Mitarbeitern von Ador nicht gelungen, dass Vertrauen der beiden jungen Rüden zu erlangen.
Camil ist der Ängstlichste und der Scheuste der beiden Brüder. Er versteckt sich nun hinter seinem Bruder, da Flika, seine Mutter, das Glück hatte, eine Pflegestelle in Deutschland zu finden und ist ausgereist. Camil braucht intensive Betreuung, um Vertrauen zu erlernen und zu erlangen. Im Tierheim ist diese intensive Betreuung leider aus Zeitgründen nicht möglich. Daher sucht Camil eine Familie, die Erfahrung mit Angsthunden hat und die ihm viel Zeit und Geduld geben kann, um sein Vertrauen zu gewinnen. Ein souveräner Ersthund sollte in der Familie schon verhanden sein.

Camil und Codin sind geimpft, gechippt und kastriert.

Für Camil und Codin wird es sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich, eine geeignete Familie zu finden. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf.

Die Geschichte von Camil und Codin

Episode 1.: Wie alles begann

Eigentlich habe ich in meiner Facebook-Kolumne vom 29. September diesen Jahres schon beschrieben, wie alles anfing, zumindest wie ich auf Camil und Codin aufmerksam geworden bin und deswegen hier zum „Grundverständnis“ nochmal die Kolumne:

„Mein schönstes Geburtstagsgeschenk“ (29.09.2019)

In der zurückliegenden Woche habe ich meinen 57. Geburtstag feiern dürfen. Ein Alter, in dem sich im Leben meiner Eltern einiges verändert hat und das nicht gerade auf gute Art und Weise. Meine Mutter hatte mit 57 zum ersten Mal mit einer Krebserkrankung zu kämpfen, mein Vater ging in diesem Alter in den vorgezogenen Ruhestand, weil er einfach keine Lust mehr hatte auf die Arbeit und die damals neu installierten Computer. Später hat er den frühen Ausstieg mehrfach bereut und sich ein bisschen „verloren“ gefühlt. Jetzt bin ich in diesem Alter, bin gesund -von den üblichen Wehwehchen mal abgesehen- und arbeite immer noch leidenschaftlich gerne als Psychologin, empfinde diesen Beruf mehr als Berufung als alles andere und denke überhaupt nicht ans Aufhören. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Weil mich aber im Vorfeld dieses „Ehrentages“ doch ein mulmiges Gefühl umgetrieben hatte, habe ich alle nur erdenklichen präventiven Routineuntersuchungen machen lassen, u.a. auch erstmals eine Magenspieglung.

Als ich aus der kleinen „Michael-Jackson-Propofol-Narkose“ wieder aufgewacht bin, hatte ich einen unfassbar realen Traum. Drei Hunde spielten am Strand, unsere beiden und eine riesige graue Hündin. Ich habe diese Szene ganz klar, ganz real erlebt. Ich glaube, niemand träumt nach so einer Aktion, der Tonfall der netten Krankenschwester, die uns alle bis zur tatsächlichen Landung in der Realität betreut hat und der ich meinen Traum erzählte, klang jedenfalls so. Man kann „JAJA“ sagen oder eben auch „Jaaaaaaa Jaaaa“, Untertitel, auweiha, die halluziniert vollkommen, braucht noch `ne Weile, bis sie wieder richtig hier ist. Ich habe den Traum nicht vergessen können.

Zwei Tage nach der Untersuchung (Ergebnisse alle gut, puh) habe ich dann bei Facebook GENAU diese Hündin gesehen. Mich hat fast der Schlag getroffen. Gut, dass ich gesessen habe!!!!! Als wäre das nicht schon genug gewesen, wurde sie auch noch von jenen wunderbaren Engelfrauen des Tierschutzes gepostet, von denen wir unsere Flika bekommen haben (auch genannt das rumänische Kuschelkissen, weil sie sie lieb ist und ihr Fellchen so weich). Ganz klar –sofortige Kontaktaufnahme.
Das Tier war noch in Rumänien, tatsächlich eine Hündin, eine Seele von Wesen, ehemaliger Kettenhund, mehrfach Welpen bekommen, kein guter Zustand, aber lieb zu allen Tieren und Menschen und ein richtig großer Hund. Umpf … mein Mann und ich wollten eigentlich keinen großen Hund, zwei kleine sind im Alltag besser zu handeln. Und zwei sind eigentlich sowieso genug …

Zufällig fiel in diesem Telefonat ein Satz, der mich derart wuchtig direkt ins Mark getroffen hat wie kaum ein Satz jemals zuvor: „Ach übrigens, die beiden Welpen, mit denen Flika im Winter 2016 aufgegriffen wurden, sitzen noch immer in jenem Shelter, aus dem heraus sie nach Deutschland vermittelt wurde. Sie sind totale Angsthunde geworden …“.

Codin als Welpe 2016
Camil als Welpe 2016

Schlag in die Magengrube. Fassungslose Leere im Hirn. Herzrasen. Schnappatmung.

Wie bitte? Unsere Flika ist ein Engel, die beiden haben doch sicher Potential.

Fotos bitte. Zwei Rüden, panisch-ängstliche Augen. Einer sieht genauso aus wie seine Mutter, der andere schwarz, ist noch ängstlicher. Beide grundverträglich mit allen Artgenossen.

Nachdem mein Gehirn eine lange Weile einem leeren Bildschirm glich, der restliche Körper aber mit einem Pulsschlag kurz vor dem Explodieren wummerte, habe ich mehrfach tief atmen müssen um mich wieder zu fassen. Dann kam die Wende. Mein Körper beruhigte sich und mein Gehirn begann langsam aber unaufhörlich Lösungsideen zu produzieren.

Man sagt ja immer, Tiere finden ihre Menschen, nicht umgekehrt. Dann haben die zwei mich eindeutig gefunden und an Zufälle habe ich noch nie geglaubt. In den darauf folgenden Tagen habe ich stundenlang im Internet recherchiert, Anfragen gestellt und Absagen kassiert. Angsthunde aus dem Tierschutz sind ein großes Thema, kein Wunder, bei den Zuständen, unter denen die leben mussten, wie sie behandelt wurden – und ihre fachgerechte Behandlung alles andere als einfach. Sicher tut man manchen wirklich keinen Gefallen, sie überhaupt resozialisieren zu wollen aber in diesem Fall wollte ich nicht aufgeben, es sind junge Hunde und sie sind nicht aggressiv. Es ist ja schrecklicherweise keine Seltenheit in rumänischen Tierheimen, eigentlich überall auf der Welt, dass dort Welpen hängen bleiben, die nicht vermittelt werden. Oft kommen diese Hunde, die niemand will, in die Tötungen. Ein Alptraum an Vorstellung.

Ich wünsche mir so sehr eine Welt ohne Tierleid, aber naja, das ist wohl ein bisschen zu idealistisch … Trotzdem war meine Mission ganz klar: Flikas Söhne retten. Aufgeben war irgendwie keine Option, aber mit jeder Absage wackelte meine Hoffnung ein bisschen mehr. Irgendwie wurde es immer aussichtsloser und ich immer deprimierter. Zwischendurch erfuhr ich, dass die wunderbare große Hündin schon auf einer Pflegestelle in Deutschland gelandet war … wie mich das freut und berührt, sie hat sicher das Glück, bald vermittelt zu werden und ihre Menschen zu finden. Wie schön für sie, wie wunderschön!!

Unter all den Kontakten, die ich für „meine Beiden“ angeschrieben hatte, war auch eine Frau, die sich auf die Resozialisierung von Angsthunden im Tierschutz spezialisiert hat und immer einige von ihnen bei sich aufnimmt. Klar, dass diese Plätze ständig ausgebucht sind. Die Filme, die sie über die Entwicklung ihrer Schützlinge ins Netz stellt, sind unfassbar anrührend, sie schafft was niemand sonst schafft. Sie ist eine Hundeflüsterin, gar keine Frage.

Und sie war von Anfang an meine Favoritin.

Als ich mit meinem Mann spät abends vom Geburtstagsessen zurückgekommen bin, hat der gute Rotwein mir noch mal einen Schubs Mut gegeben und ich habe ihr wieder geschrieben.

Resultat: Ihre wunderbare Oma hat am gleichen Tag Geburtstag wie ich und gerade ist ein bisschen Platz im Haus. Sie nimmt sie . die Zwei bekommen eine Chance!

Meine Tränen liefen in Sturzbächen, vor lauter unfassbarer Freude, pures Glück, da öffnet sich das Herzchen ganz, ganz weit. Mein aller-aller schönstes Geburtstagsgeschenk!!!!

DAS ist die Chance, auf die ich so sehr gehofft hatte. Wenn alles geklärt ist, können sie in ein paar Wochen ausreisen und bei ihr einziehen.

Und wieder gibt es keine Zufälle, denn klar – so eine intensive, liebevolle Betreuung kostet Geld. Bei zwei Hunden nicht wenig und ich rechne eher in vielen Monaten als in Wochen, aber diese Hundeflüsterin verdient jeden einzelnen Euro, ohne Wenn und Aber!
Gerade jetzt wird „zufällig“ eine kleine Lebensversicherung fällig, die ich in jungen Jahren auf Anraten eines Freundes abgeschlossen habe. Herrlich! Ich glaube, ich habe noch niemals mit größerer Freude Geld ausgegeben als in diesem Fall. Andere würden vielleicht sagen, du spinnst. Kauf dir doch was Schönes von dem Geld.

Ich hab aber schon was Schönes. Ein Leben in Sicherheit, mit Freude, Ruhe und genug zu Essen. Und das wünsche ich mir für jeden Menschen und auch für jedes Tier. Deswegen kaufe ich den beiden jungen Rüden jetzt eine einmalige Chance. Da bekommt das Wort Lebens-Versicherung doch mal eine ganz neue Bedeutung.

Fazit: Hör nicht auf, an das Unmögliche zu glauben! Manchmal gibt dir das Leben eine Chance, mit der du schon gar nicht mehr gerechnet hast. Dann greif zu und nutze sie.

Eine schöne „unmögliche“ Woche noch!

Tja, so war das. Man könnte auch sagen „Es war einmal“. So beginnen üblicherweise Märchen. Bei dieser Geschichte, der Geschichte von Camil und Codin weiß ich nicht, ob wir eines erleben werden, so sehr ich es mir auch wünsche. Es ist eine Reise, bei der wohl buchstäblich der vielzitierte Satz gilt „der Weg ist das Ziel“.

Dieser Weg, ihre Reise, wird die zwei nächste Woche von Botosani nach Deutschland führen. An einem Treffpunkt werde ich sie umladen und an ihren Bestimmungsort bringen, wo sie Zeit haben werden, anzukommen. Anzukommen in einem komplett neuen Leben.

Niemand von all den liebevollen Menschen, die die Zwei begleitet haben und noch begleiten werden (und auf die ich noch im Einzelnen in den kommenden Episoden eingehen werde), weiß wohin die Reise führen wird, ich selbstverständlich auch nicht.

Ich weiß zu diesem Zeitpunkt nur, dass ich zum ersten Mal die Beschreibung verstehe, die ich hin und wieder in amerikanischen Filmen gehört habe „Something bigger than me“.

Genauso habe ich es empfunden, als ich zum ersten Mal gehört habe, dass die beiden jungen Mischlingshunde noch immer in jenem Tierheim in Rumänien sitzen, in das sie im Spätherbst 2016 zusammen mit ihrer Mutter gebracht wurden.

Diese Mutter, eine ca. 8 jährige Mischlingshündin mit dem Namen Flika hatte Glück, kam schon 2017 auf eine Pflegestelle und konnte vermittelt werden.

In jenem Sommer 2017 starb meine Seelenhündin Diva, ein Alptraum, nicht nur für mich, auch für meinen Mann und auch für ihren Freund Nicki, unseren Cairnterrierrüden. Diva hat uns mit Hilfe unserer wunderbaren Tierkommunikatorin und Freundin Christiane ein sehr klares Bild gegeben, wie sie gehalten werden wollte zum Zeitpunkt ihres Fortgangs über die Regenbogenbrücke:

„Nimm meine Pfote in deine Hand, Helmut soll mein Hinterbeinchen halten,“ war die Ansage, die mich noch heute zu Tränen rührt. Damals habe ich das nicht verstanden, aber natürlich haben wir es genauso gemacht, wie sie es sich gewünscht hat.

Unser kleiner Nicki hatte uns in den folgenden Wochen als „Einzelhund“ sehr klar gemacht, dass er keineswegs gewillt war, alleine bleiben und animierte jede mittelgroße Hündin zum Spielen, die er getroffen hat. Verstanden!

Also habe ich gesucht und bin im Tierschutz in Euskirchen fündig geworden. Es war die Pfote, jene kleine, leicht gebogene weiße Pfote von Flika, die auf dem Foto über dem Arm der netten Frau hing, die sie hielt, die mich sofort an meine Diva erinnert hat. Hier die damalige Anzeige des Tierschutzvereins Euskirchen:

Und nachdem wir sie besucht haben, Nicki sie klasse fand und alles geregelt werden konnte, zog sie im September 2017 ein. Sie hat die Plätze von Diva belegt als habe diese mit ihr besprochen wie das so läuft im Hause Reitz, wo man liegt, in wessen Arm man sich wann kuschelt und auch noch auf welcher Seite man am besten liegt, genau wie Diva…. Unfassbar. Sie war von Beginn an ein Seelchen, das es uns sehr, sehr einfach gemacht, sie direkt ins Herz zu schließen und Nicki war mehr als glücklich, dass sie unser aller Leben nun teilte.

Ich hatte erfahren, dass sie mit ca 10 Wochen alten Welpen gefunden worden war, habe aber nicht nachgefragt, denn ich bin einfach davon ausgegangen, dass diese kleine Wesen längst vermittelt worden waren. Was für ein Fehler!!!

Denn das waren sie nicht. Im Gegenteil. Ohne die Mutter sind sie zu Angsthunden geworden, verträglich mit Artgenossen, aber panisch vor allem und jedem. Selbst die liebevollen Mitarbeiter konnten keine Beziehung zu ihnen aufbauen, dazu fehlt in der Füller der zu bewältigenden Not die Zeit, sicher nicht die Liebe zu den Tieren.

Ich habe die Geschichte der drei auf der Website des Shelters gelesen, von Flika, Camil und Codin, die Fotos gesehen und war fassungslos. Allerdings nicht lange, das stehe ja oben schon beschrieben. Und es lief bisher wie am Schnürchen. Adoptionsvertrag, Tasso, Steueranmeldung, Hundehaftpflichtversicherung, alles hat geklappt.

Was erstaunlicherweise auch klappt, ist eine Art vorsichtiger Tierkommunikation mit ihnen beiden. Ich traue mir diese Art der „mentalen Unterhaltung“ mit den Tieren nicht wirklich zu, aber ich habe den Eindruck, dass meine Fähigkeiten mit ihnen zusammen wachsen. Vielleicht ist das der tiefere Sinn hinter unserer Begegnung, vielleicht gibt es noch einen ganz anderen, ich weiß es nicht.

Ich weiß nur, dass ich „wie getrieben“ dafür sorgen musste, dass sie diese Chance bekommen. Ob sie anschließend zu uns ziehen, weiß ich auch noch nicht, denn vier Hunde sind schon eine ganz schöne Aufgabe und sowohl mein Mann als auch ich sind beide noch voll berufstätig, aber ich vertraue dem Schicksal. Es kommt wie es soll – erst einmal müssen die zwei aber ankommen und lernen, dass man Menschen überhaupt vertrauen kann.

Ich habe mir überlegt, ihre Geschichte aufzuschreiben für alle die, die mitlesen möchten, die mit dabei sein wollen. Das wird kein „ordentliches“ Buchformat, mehrfach korrigiert oder gar redigiert, das hier wird einfach eine wahre Hunde-Geschichte; die Geschichte von Camil und Codin, denen mein Herz schon jetzt gehört und für die ich mir mehr als alles andere ein Märchen wünsche, eines mit einem traumhaften Happy End, bei dem es Konfetti regnet.

Was ich dazu beitragen kann, das mache ich … gerne.

Ausblick: Was nun kommt? Am 9. November 2019 kommt ihr Transport in Deutschland an. Den Treffpunkt und den Zeitpunkt werde ich noch genannt bekommen, wenn klar ist, wo die anderen Glückshundekinder aussteigen dürfen, die „ihre“ Familie gefunden haben.

Ich freue mich darauf, Camil und Codin ab zu holen und kennen lernen zu dürfen, auch wenn der Transport an sich noch einmal eine große Strapaze sein dürfte. Er ist das Nadelöhr dieser Reise, durch das sie müssen, um ihr neues Lebenskapitel überhaupt aufschlagen zu können.

Ich versuche ihnen aber schon jetzt immer wieder zu vermitteln: ihr seid Willkommen! Wir freuen uns auf Euch.

Bis bald.

30. Mai 2019. Christi Himmelfahrt. Vatertag

Für Papa und für alle Väter auf Erden und im Himmel

Heute ist ein Feiertag. Solche Tage beginnen meistens mit jener strahlenden Ruhe, die ein Alltagstag nicht zu bieten hat. Normalen Tagen kann man schon früh die beginnende Geschäftigkeit der kommenden Aufgaben anhören. Das Rauschen des Berufsverkehrs übertönt das der Blätter an den Bäumen, statt Vogelstimmen zwitschern Smartphonetöne.

Heute ist anders.

Feiertage können sich herausnehmen, langsam und still zu starten, äußerlich und innerlich. Das sind die Tage, an denen man nach innen hören kann. In mir klingt heute innerlich ein bisschen Melancholie. Heute ist ein persönlicher Tag für mich, neben der Bedeutung des kirchlichen Feiertages hat er für mich schon immer eine besondere Bedeutung gehabt, jener 30igste Mai.

Mein Leben lang.

Der 30 Mai ist der Tag, an dem mein Papa Geburtstag gefeiert hat.

Seit 9 Jahren kann ich an diesem Tag nur noch an ihn denken, an seine wundervollen Seiten und auch an die schwierigen, über die ich heute oft liebevoll lachen kann. Vor 9 Jahren, als er friedlich von dieser Welt gegangen ist, hat er alles mit genommen in den Himmel. Seine Persönlichkeit und seine Seele.

Das Wichtigste aber, das durfte ich behalten. Im Herzen und in meiner Seele:

Die Erinnerung daran, geliebt zu werden.

Für immer Danke Papa.

Schreibschwesters Kolumne zum Sonntag, 26. Mai 2019, Europawahl in Deutschland

Europa wählt, Deutschland ist am Sonntag dran. Es geht um viel – es geht um Europa. Hoffentlich geben viele Menschen ihre Stimme für ein friedliches Zusammensein. Das ist es doch, was wir uns alle wünschen. Ich bin absolut für Europa, fühle mich ohnehin schon europäisch. Ich lebe mit meinem Mann in Aachen und in Belgien an der Küste, wo wir uns den lang geträumten Traum eines Zweitwohnsitzes am Meer erfüllen konnten. Na gut, das ist Mini-Europa, weil Aachen und Belgien nun jetzt auch nicht sooooo weit auseinander liegen … aber immerhin. Mein Mann spricht außerdem ziemlich gut „Europa“: perfekt Englisch und sehr gut Niederländisch, ein bisschen Französisch und ein paar Brocken Spanisch. Auf allen Flohmärkten in Europa kann er seltsamerweise in jeder Sprache fließend handeln, ein cleverer Europäer eben, mit scharfem Blick und wachem Geist. Ich bin da nicht ganz so flott unterwegs, die englische Sprache geht sehr gut, Niederländisch eher noch sehr, sehr wenig und mit meinen französischen Sprachbrocken könnte ich immerhin den Alltag bestreiten, genügt mir. Als Frau kann man ja auch noch lächeln, wenn man nicht mehr weiter weiß. Funktioniert grenzüberschreitend und vollkommen ohne Worte. Gut, diese Wirkung verblasst mit zunehmendem Alter leider so sehr wie die natürliche Farbe der Haare, besonders bei den Damen, die mit Botox versuchen, der Auswirkung ihrer Mimik Grenzen zu setzten, aber lassen wir das an dieser Stelle, es geht ja um Europa … Übrigens leben auch die beiden Fellnasen, die unser Leben teilen, seit zwei Jahren  perfekt den europäischen Geist: deutscher Cairnterrier aus dem Münsterland trifft auf rumänische Hundedame aus dem Tierschutzprojekt, die 2017 ins Rudel gekommen ist. Passt. Diese beiden Hunde lieben sich, es gab von Beginn an keinerlei Verständigungsprobleme, offenbar ist „hündisch“ Weltsprache für alle Fellnasen. Kommunikation unter Hunden erstaunt mich immer wieder, denn ob ich nun auf ehemalige Straßenhunde aus aller Herren Länder treffe, auf Rassehunde aller Größen, Farben und Formen – entweder zeigt man schwanzwedelnd „Du bist ok, dich mag ich“ oder erklärt grollend, bellend und dezent zähnefletschend „Hau ab, mit dir will ich nichts zu tun haben“, respektiert aber im gesunden Hundeverhalten stets das Gegenüber. Hund geht einfach, wenn er den andern nicht mag. Diejenigen, die neurotisch und wesensgestört sind, die sind das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch den Menschen geworden, wurden nicht artgerecht gehalten, misshandelt oder im schlimmsten Fall beides zusammen. Tierschutz in Europa, das ist noch immer ein sehr, sehr trauriges Kapitel und wenn ich eine Partei finde, die die Tiere vor den Menschen schützt –denn das ist ja leider der Inhalt von „Tierschutz“ -, kriegt die meine Stimme. Sofort. Egal bei welcher Wahl. Tiere verdienen jede Stimme und ein gutes Leben, in Europa und auf der ganzen Welt. Sie können leider nicht einfach so gegen ihre Haltungsbedingungen demonstrieren, auf ihre Qualen aufmerksam machen oder zum Anwalt gehen. Halt, da fällt mir ein, unsere Hunde gehen täglich zum Anwalt, zu meinem Mann, wenn der mit den beiden durch den Wald marschiert, Stöckchen wirft und Leckerchen verteilt. Klage hat von denen noch keiner eingereicht …

Ich selber versuche auch immer, mit offenen Augen für die Tiere durch die Welt zu gehen. Im letzten kalten Winter habe ich auf der Fahrt zum Supermarkt an der Küste eine kleine beigefarbene, alleine umherirrende Hündin aufgelesen und zur Polizei gebracht, um ihre Halter ermitteln zu lassen. Und als ich mich gestern bei den Nachbarn zur rechten an unserem neuen Ferienhaus vorgestellt habe -na, wer kam mir da entgegengerannt? Genau. Jene kleine beige Hundedame, die mich sofort stürmisch begrüßt hat. Ich erfuhr, dass sie eine ehemalige italienische Straßenhündin ist und leider öfter mal ungenehmigte Ausflüge macht, wenn sich die Gelegenheit bietet. 

Europa? Läuft bei uns. Friedlich. Miteinander. Füreinander. Auf zwei und vier Füßen.

Chantal Bausch

Ich habe selten eine derart bewundernswerte junge Frau kennen gelernt wie Chantal Bausch. Sie ist 25 Jahre alt, erhielt im Alter von 12 Jahren ein Spenderherz, ist heute aktive Leistungssportlerin, Botschafterin in besonderer Mission, im wahrsten Sinne des Wortes ein Engel „mit Herz“. Weil sie mich so tief beeindruckt hat, habe ich sie gefragt, ob ich sie vorstellen darf, in meinem Blog zu dem Thema Organtransplantation. Ich darf – und das freut mich einfach sehr. 

 

Chantal Bausch im Film erleben

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