Europa wählt, Deutschland ist am Sonntag dran. Es geht um viel – es geht um Europa. Hoffentlich geben viele Menschen ihre Stimme für ein friedliches Zusammensein. Das ist es doch, was wir uns alle wünschen. Ich bin absolut für Europa, fühle mich ohnehin schon europäisch. Ich lebe mit meinem Mann in Aachen und in Belgien an der Küste, wo wir uns den lang geträumten Traum eines Zweitwohnsitzes am Meer erfüllen konnten. Na gut, das ist Mini-Europa, weil Aachen und Belgien nun jetzt auch nicht sooooo weit auseinander liegen … aber immerhin. Mein Mann spricht außerdem ziemlich gut „Europa“: perfekt Englisch und sehr gut Niederländisch, ein bisschen Französisch und ein paar Brocken Spanisch. Auf allen Flohmärkten in Europa kann er seltsamerweise in jeder Sprache fließend handeln, ein cleverer Europäer eben, mit scharfem Blick und wachem Geist. Ich bin da nicht ganz so flott unterwegs, die englische Sprache geht sehr gut, Niederländisch eher noch sehr, sehr wenig und mit meinen französischen Sprachbrocken könnte ich immerhin den Alltag bestreiten, genügt mir. Als Frau kann man ja auch noch lächeln, wenn man nicht mehr weiter weiß. Funktioniert grenzüberschreitend und vollkommen ohne Worte. Gut, diese Wirkung verblasst mit zunehmendem Alter leider so sehr wie die natürliche Farbe der Haare, besonders bei den Damen, die mit Botox versuchen, der Auswirkung ihrer Mimik Grenzen zu setzten, aber lassen wir das an dieser Stelle, es geht ja um Europa … Übrigens leben auch die beiden Fellnasen, die unser Leben teilen, seit zwei Jahren perfekt den europäischen Geist: deutscher Cairnterrier aus dem Münsterland trifft auf rumänische Hundedame aus dem Tierschutzprojekt, die 2017 ins Rudel gekommen ist. Passt. Diese beiden Hunde lieben sich, es gab von Beginn an keinerlei Verständigungsprobleme, offenbar ist „hündisch“ Weltsprache für alle Fellnasen. Kommunikation unter Hunden erstaunt mich immer wieder, denn ob ich nun auf ehemalige Straßenhunde aus aller Herren Länder treffe, auf Rassehunde aller Größen, Farben und Formen – entweder zeigt man schwanzwedelnd „Du bist ok, dich mag ich“ oder erklärt grollend, bellend und dezent zähnefletschend „Hau ab, mit dir will ich nichts zu tun haben“, respektiert aber im gesunden Hundeverhalten stets das Gegenüber. Hund geht einfach, wenn er den andern nicht mag. Diejenigen, die neurotisch und wesensgestört sind, die sind das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch den Menschen geworden, wurden nicht artgerecht gehalten, misshandelt oder im schlimmsten Fall beides zusammen. Tierschutz in Europa, das ist noch immer ein sehr, sehr trauriges Kapitel und wenn ich eine Partei finde, die die Tiere vor den Menschen schützt –denn das ist ja leider der Inhalt von „Tierschutz“ -, kriegt die meine Stimme. Sofort. Egal bei welcher Wahl. Tiere verdienen jede Stimme und ein gutes Leben, in Europa und auf der ganzen Welt. Sie können leider nicht einfach so gegen ihre Haltungsbedingungen demonstrieren, auf ihre Qualen aufmerksam machen oder zum Anwalt gehen. Halt, da fällt mir ein, unsere Hunde gehen täglich zum Anwalt, zu meinem Mann, wenn der mit den beiden durch den Wald marschiert, Stöckchen wirft und Leckerchen verteilt. Klage hat von denen noch keiner eingereicht …
Ich selber versuche auch immer, mit offenen Augen für die Tiere durch die Welt zu gehen. Im letzten kalten Winter habe ich auf der Fahrt zum Supermarkt an der Küste eine kleine beigefarbene, alleine umherirrende Hündin aufgelesen und zur Polizei gebracht, um ihre Halter ermitteln zu lassen. Und als ich mich gestern bei den Nachbarn zur rechten an unserem neuen Ferienhaus vorgestellt habe -na, wer kam mir da entgegengerannt? Genau. Jene kleine beige Hundedame, die mich sofort stürmisch begrüßt hat. Ich erfuhr, dass sie eine ehemalige italienische Straßenhündin ist und leider öfter mal ungenehmigte Ausflüge macht, wenn sich die Gelegenheit bietet.
Europa? Läuft bei uns. Friedlich. Miteinander. Füreinander. Auf zwei und vier Füßen.